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Wasserwerte


Wassertests... Muss man? Wann testet man was und was bedeutet das Ergebnis? Manch einer testet ständig, andere kaum. Wo reihst du dich ein? Und vor allem... weshalb? Für meine Serie "Wahrheit oder frei erfunden" auf Instagram habe ich mir dieses Thema herausgesucht und werde nach und nach verschiedene Beiträge dazu bringen.

Gleich vorab: Ich selbst teste bei Auffälligkeiten oder auch, um bei neuen Becken oder Änderungen ein Gefühl für alles zu bekommen. Dabei setze ich persönlich in der Regel auf Tröpfchentests, da ich hier die genauesten Ergebnisse habe. CO2 behalte ich jedoch in entsprechenden Becken durch einen Dauertest ständig im Blick.

pH-Wert

Der pH-Wert gibt Aufschluss über die Konzentration von Wasserstoff- bzw. Hydronium-Ionen in einer Lösung. pH steht für pondus oder potentia Hydrogenii (pondus = Gewicht, potentia = Kraft, hydrogenium = Wasserstoff). Die Skala des pH-Werts reicht von 0 (stark sauer) bis 14 (stark alkalisch), der Wert von 7 ist als neutral definiert. Ein "falscher" pH-Wert kann bei den Fischen zu Stress führen, was sich in der Vermehrungsfreudigkeit, der Anfälligkeit für Erkrankungen und dem allgemeinen Wohlbefinden zeigen kann. Während Fische aus tropischen Gewässern oft saure pH-Werte bevorzugen, sind Fische z.B. aus dem Tanganjikasee alkalischere Werte gewohnt. Nachzuchten sind oft etwas toleranter als Wildfänge.

Torf, Soil, Naturmaterialien wie Erlenzapfen und Laub, aber auch CO2 können den pH-Wert nach unten beeinflussen, wobei diese Wirkung bei CO2-Zugabe in der Regel nur als Nebeneffekt genutzt wird. Auch Osmosewasser hat einen niedrigeren pH-Wert. Zudem sind Zusätze zur pH-Senkung erhältlich, werden aber oft kritisch gesehen. Das Austreiben von CO2, aufhärtendes Gestein und Zugabe von Aufhärtern bzw. Natriumbicarbonat sind gängig, um den pH-Wert zu erhöhen.

❗ Wichtig: Der pH-Wert steht auch Zusammenhang mit der KH und sollte daher gemeinsam betrachtet werden.


GH/KH
GH, KH und dazu das Zusammenspiel mit dem pH-Wert ist wirklich eine Herausforderung, wenn man die Hintergründe verstehen will. Daher gibt es hier nur einen kleinen Einblick, der neugierig auf mehr machen könnte!

Sprechen wir in der Aquaristik von der KH (Karbonathärte), passt dies nicht ganz zur chemischen Definition. Die KH ist ein Teil der Gesamthärte (GH) des Wassers und umfasst nur die Erdalkali-Ionen, die mit Carbonat-Ionen und Hydrogenkarbonat-Ionen im Wasser gelöst sind. Gemessen wird in der Aquaristik allerdings nicht die chemische KH, sondern die Säurekapazität/Säurebindungsvermögen (SBV), die sich auch aus weiteren enthaltenen Salzen ergibt. Da bei der Gesamthärte jedoch nur Kalzium und Magnesium (+ minimal Barium/Strontium) berücksichtigt wird kommt es vor, dass die "aquaristische KH" über der GH liegen kann.

Aufgrund des sogenannte Kalk-Kohlensäure-Gleichgewichts besteht ein Zusammenhang zwischen KH, CO2-Gehalt und dem pH-Wert von Wasser. Umso niedriger die Härte ist, umso weniger Kohlendioxid kann gebunden werden (Säurebindungsvermögen!). Kohlendioxid (CO2) bzw. Kohlensäure ist im Aquarienwasser eine der wichtigsten Säuren und beeinflusst den pH-Wert. Je mehr CO2 im Wasser ist, desto niedriger ist der pH-Wert.

Ist die KH niedriger als 5, kann der pH-Wert in Aquarien schwanken und innerhalb kurzer Zeit in stark saure Bereiche sinken. Diese Pufferkapazität macht die KH zu einem spannenden Punkt in der Aquaristik.

Nitrit
Nitrit (NO2) ist eine durch Abbauprozesse entstehende Stickstoffverbindung, die toxisch für die Bewohner sein kann.

Vor dem sogenannten Nitritpeak wird jeder Neuling gewarnt und er ist ein Grund, weshalb die meisten dem Aquarium vor dem Besatz ausreichend Einlaufzeit geben. Während im eingespielten Aquarium besonders in Bodengrund und Filter ausreichend Bakterien vorhanden sind, die Nitrit in Nitrat umwandeln, fehlen diese bei Neueinrichtung. Meist kommt es innerhalb der ersten 4 Wochen zum Ammonium- und dann Nitritpeak, wann dieser genau auftritt und wie schnell sich die Werte anschließend stabilisieren, ist unterschiedlich.

Der Nitrittest wie der Tröpfchentest von @jbl.de gehört für mich zur Grundausstattung, um bei Auffälligkeiten auch in eingefahrenen Becken einen Nitritanstieg als Ursache ausschließen zu können. Nitrit beeinträchtigt besonders den Sauerstofftransport im Organismus, weshalb die Symptome von Sauerstoffmangel und Nitritvergiftung sehr ähnlich sind.

Auch Garnelen reagieren auf hohe Nitritwerte. Manche Arten wie Neocaridina und z.B. Amanos sind nicht so empfindlich, doch bei anderen, besonders aus sauberen Gewässern stammenden Tieren, können höhere Werte zu Massensterben führen.

Nach zu gründlicher Reinigung von Filter oder Boden, sehr starkem Futtereintrag o.ä. kann es auch in älteren Becken zu einem Nitritanstieg kommen. Häufige Alarmsignale sind:
- schnelle Atmung bzw. Kiemenbewegung, schnappen nach Luft
- besonders unruhiges oder aber apathisches Verhalten
- unsichere Schwimmbewegungen, torkeln
- Garnelen können träge reagieren, Verfärbungen möglich.

Ein unverzüglicher, großzügiger Wasserwechsel ist die wichtigste Maßnahme, dazu unbedingt Ursachenforschung betreiben.

Ammoniak
Neben dem Nitrit gehört auch Ammonium bzw. Ammoniak zum Thema Stickstoffkreislauf. Tatsächlich wäre die Reihenfolge der Beiträge sogar anders herum sinnvoll gewesen, denn bevor es zu einem Nitritpeak kommt, steigt im ersten Schritt der Ammoniumwert. Gemessen wird er jedoch eher selten.
Während Ammonium (NH4) relativ ungiftig für die Bewohner ist, sieht es bei Ammoniak (NH3) ganz anders aus. Ammoniak ist eine Base, Ammonium die dazugehörige Säure. Spannend wird es, wenn wir nun auch den pH-Wert berücksichtigen, denn hier besteht das sogenannte Dissoziationsgleichgewicht. Liegt der pH unter 7, ist kaum Ammoniak vorhanden. Bei höheren Werten kann es durch Ammoniak zu Vergiftungen kommen, der pH-Wert im Blut der Tiere wird erhöht. In eingefahrenen und gut laufenden Becken wird durch Bakterienaktivität aus Pflanzenresten, Ausscheidungen etc. bzw. Proteinen erst Ammonium, dann Nitrit und daraus Nitrat. Genau wie beim Thema Nitrit spielt das alles also besonders dann eine Rolle, wenn sich noch nicht alles richtig läuft oder aus dem Gleichgewicht gerät.

Nitrat
Ein wichtiger Nährstoff für die Pflanzen, doch zu viel tut den Bewohnern nicht gut: Nitrat.
Nitrat (NO3) ist das letzte Glied der Abbaukette im Stickstoffkreislauf. In eingelaufenen Becken kommen auffällige Nitratwerte meist durch zu starken Besatz oder Fütterung zustande, manchmal werden hohe Werte bereits durch das Leitungswasser ins Becken eingebracht oder geringe Bepflanzung führt zu Ansammlungen.

Zwar sind viele Fische selbst bei hohen Konzentrationen noch tolerant, doch besonders in Zuchtbecken und bei gewissen Arten sind hohe Werte unerwünscht. Auch wenn Nitrat nicht so gefährlich wie Nitrit/Ammoniak ist, geht man u.a. davon aus, dass ein höherer Gehalt Auswirkungen auf den Wasserhaushalt der Tierkörper hat, schlechtes Wachstum bei Jungfischen und allgemein Stress auslöst.
Empfindlicher sind einige Garnelen und Krebse. Bei ihnen wird die Aufnahme von Jod gehemmt, was zur Folge hat, dass weniger Häutungshormone und somit insbesondere Tiere aus sauberen Habitaten mit Häutungsproblemen zu kämpfen haben.

Für die Wasserpflanzen ist Nitrat ein wichtiger Nährstoff, bei unpassenden Werten profitieren jedoch Algen. Mit regelmäßigen Wassertests bei Problemen mit Pflanzenwuchs oder bei Algen kann nachvollzogen werden, ob bestimmte Werte zu hoch sind oder mit Dünger angehoben werden sollte. 

Was ist denn nun der optimale Wert? Tja, dieser hängt tatsächlich vom jeweiligen Becken ab. Als Anhaltspunkt wird in einem normalen Gesellschaftsaquarium (Süßwasser) meist ein Wert zwischen 10-25 mg/l angestrebt.

Bei hohen Werten behalte besonders folgende Punkte im Blick:
✔️ Regelmäßige Wasserwechsel, passende Filterung und Filtermaterial
✔️ Bei Bedarf schnellwachsende oder allgemein mehr Wasserpflanzen einsetzen, denn für Pflanzen ist Nitrat ein wichtiger Nährstoff. Ggf. auf nitrathaltige Dünger verzichten.
✔️ Besatz unter Umständen reduzieren. Umso mehr Tiere im Becken leben, umso mehr organischer Abfall, umso mehr Nitrat.
✔️ Futtermenge und/oder Futterart anpassen.

Bekommt ihr bereits durch das Leitungswasser mehr Nitrat in euer Becken, als ihr möchtet, könnt ihr über den Einsatz einer Osmoseanlage (mein Tipp sind die Anlagen von Osmounity ) oder auch eines Vollentsalzers nachdenken. Gemäß Trinkwasserverordnung sollte der Wert von 50 mg/l im Leitungswasser nicht überschritten werden. Testen könnt ihr beispielsweise mit Tests von jbl.de

Silikat
Über 90% der Erdkruste bestehen aus Silikatgesteinen und so ist es kein Wunder, dass wir auch in der Aquaristik damit zu tun haben. In den meisten Fällen wird durch das Leitungswasser ein hoher Silikatwert in die Becken eingetragen. Aber auch die Einrichtung/der Bodengrund kann ursächlich sein.

Kieselalgen, die unschöne braune Belege in meist frisch eingerichteten Becken bilden, benötigen für ihr Wachstum Silikat bzw. Siliziumdioxid. Da es zu Beginn wenig Konkurrenz gibt, ist das der Hauptzeitpunkt, an dem erhöhte Silikatwerte zu diesen Problemen führen. Von manchen Bewohnern wie Schnecken werden Kieselalgen gefressen und in den meisten Fällen reicht es aus, diese Phase auszusitzen. Hat sich alles eingespielt, sind auch erhöhte Werte meist nicht relevant. Es gibt jedoch z.B. Hinweise darauf, dass Silikate bei der Haltung von Garnelen Probleme machen können. Euer Aquarien- und auch das Leitungswasser könnt ihr ganz einfach mit dem entsprechenden Wassertest von @jbl.de prüfen.

Solltet ihr dauerhaft Probleme mit höheren Werten haben, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Geläufig sind vor allem silikatabsorbierende Filtermedien, die jedoch dauerhaft im Becken angewendet auch Pflanzennährstoffe wie Phosphat entziehen. Bei hohen SiO2-Werten im Leitungswasser sind z.B. auch Osmoseanlagen oder Vollentsalzer eine Möglichkeit. Meine Osmoseanlage hat z.B. einen extra Silikatfilter. Wenn ihr euch für das Thema interessiert, kann ich euch https://osmounity.de/ ans Herz legen 😃.



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